Miscellanea formierte sich, ohne besondere Zukunftspläne, im Herbst 1996.
Vier junge Leute (damals zwischen 17 und 20 Jahre alt) aus der Stockerauer
Gegend, die allesamt beim Mensurfechten gescheitert waren, fanden sich
zusammen, um miteinander Musik zu machen. Ein Proberaum war schnell
gefunden. Der Freizeitraum im Keller beim Striedl daheim bot ausreichend
Platz und eine gute Akustik.
Musikalisch unausgereift begannen die vier miteinander zu musizieren (böse
Zungen behaupten, da hätte sich bis heute nicht viel dran geändert, die
Band wiederum spricht von autodidaktischem Dilettantismus). Zwar konnten
alle bereits auf eine halbwegs bewegte musikalische Vergangenheit
zurückblicken, doch war diese kein allzu guter musikalischer Nährboden:
Striedl und Dieta waren bei Konfuß gemeinsam mit Martin Huth überaus
aktiv. Die drei behaupten steif und fest, es hätte eine Konfußprobe
gegeben. Jedenfalls wurde die Band nie aufgelöst. Dattel war als Mitglied
der Stockerauer Legende X35 ebenfalls nicht der große Durchbruch vergönnt
und schaffte es mit seiner Combo nicht über den Insiderstaus hinaus. Gnu
wiederum nahm an der Musikschule Akkordeonunterricht, hatte aber das
Gefühl zu Höherem berufen zu sein und ließ es nach einem Jahr wieder
bleiben (Hat sich ja ausgezahlt, oder?).
Was soll eigentlich der Name Miscellanea? Nach langem Suchen und Überlegen
kam die Band zu dem Entschluß, dass Miscellanea gut klingt, nett aussieht
und phantastisch riecht. Meine harmlos gemeinte Frage nach der Bedeutung
des Namens hatte ein ziemlich unkoordiniertes Durcheinanderreden, ja
geradezu tumultartige Szenen zur Folge. Wen`s interessiert, was mit
Miscellanea jetzt wirklich gemeint ist, sollte ein paar Stunden einplanen
und selber nachfragen, vielleicht jeden einzeln.
Im Juni 1998 stand der erste öffentliche Auftritt außerhalb des Proberaumes
vor der Tür: den Gig im Pfarrzentrum Stockerau konnte man auch als
durchaus gelungen und vielversprechend bezeichnen. Es folgten weitere
Konzerte u.a. im Café Kino in Bisamberg (2 mal), Studio Aumühle
Hollabrunn, AERA (Wien), Alter Schlachthof Hollabrunn, Klim Bim
(Stockerau), Woodrock II (Festival im Waldviertel), Eisschiff (Mistelbach)
und viele Privatfestln. Auf diesen Privatfestln lernten die Musikanten,
wie sie sagen, "die leiwandsten und nettesten Leute kennen, die wir sonst
wahrscheinlich nie getroffen hätten" (Plank/Kamp rules!).
Wie man nun das, was die Band spielt, bezeichnen könnte, ja darüber konnte
bis heute kein allgemein gültiger Konsens gefunden werden. Hier nur einige
Kommentare, die von außenstehenden ZuhörerInnen abgegeben wurden: "eine
Mischung aus Pearl Jam, Pixies und The Clash", "alternative Höd`n der alten
Schule", "Ihr spüt`s zwoa kan Punk, oba Ihr gfoit`s ma urguat" (von einem
Punk), "Ihr seid`s die leiwaundste Punkband, die wos kan Punk spüt",
"New Wave und Ska is` da aber schon dabei", "NoMeansNo", "Euch kann man
nicht einordnen - macht aber nix", die schlechteste Band von der gaunzn
Wöd". Tja, am besten einmal selbst rein- oder zuhören.
Beim Konzert im Studio Aumühle in Hollabrunn (Juni 1999) wartete die Band
mit einem besonderen Schmankerl auf: gegen eine Spende erhielt mensch eine
stilvoll verpackte Cassette inkl. einer aufwendig und liebevoll gestalteten
Collage. Der Reinerlös von ca. 70 verkauften Cassetten kam der
Aktion "Kein Mensch ist illegal" zugute, die illegalisierte
AsylbewerberInnen, Flüchtlinge usw. betreut. Unter anderem durch
Rechtsberatung wird versucht, diesen Menschen Hilfe zu bieten, in einem
fremden Land, in dem sie als "illegal" bezeichnet werden (Wie kann ein
Mensch, ein Menschenleben illegal sein?). Finanziell war die Sache ein
Erfolg, sonst eher nicht so. Wer sich die Cassette anhörte, mußte eine
Stunde schlechter Tonqualität in Kauf nehmen. Die Band hatte die Leute ja
gewarnt, trotzdem hielten es die meisten für eine Art Demotape und waren
dann etwas enttäuscht ob der teilweise sehr obskuren Tondokumente. Ich bin
dennoch der Meinung, dass dieses Tape (inkl. Beilage) ein gelungenes
Bonmot regionaler Musikgeschichte darstellt, aber bitte.
Mit der Ende 1999 erschienenen ersten Demo-CD ging die Band einen Schritt
weiter: zwar entstanden die Aufnahmen nicht in einem "echten" Studio (das
wäre auch sicherlich noch zu früh gewesen), doch stellte das Arbeiten im
"Oiden Haus" in Schöngrabern eine große Herausforderung dar. Unter
studioähnlichen Bedingungen wurden sechs Lieder eingespielt, welche
schließlich mit zwei Bonustracks (Aufnahmen von einem Gig im Proberaum)
den musikalischen Inhalt der CD ausmachten. Mit ihrem technischen Wissen
und als moralische Stützen standen Finger-Zech`n Erwin und Stocki (beide
(noch?) bei der Toegang im Einsatz) hilfreich zur Seite und ermöglichten
Miscellanea eine Aufnahmequalität, die wohl niemand dem Old-House-Studio
zugetraut hätte. Die G`schicht kam der Band auch relativ billig, wurden
Erwin und Stocki doch hauptsächlich mit Blumen aus Dietas Garten entlohnt.
Die Auflage von etwas mehr als hundert Stück ist mittlerweile übrigens so
ziemlich vergriffen.
Das nächste Highlight in der Bandgeschichte war dann wohl zweifelsohne das
Zivi-Solifestl im Stockerauer KlimBim Mitte Juni 2000. Äußerer Anlaß war
die mit Juni 2000 in Kraft tretende Zivildienstgesetzesnovelle, nach der
Zivis nur noch ÖS 43,-/Tag Verpflegungsentgelt bekommen - na Mahlzeit. Die
Band veranstaltete das Fest selbst, informierte mit reichlich vorhandenen
Flugis, Plakaten usw. und bot außerdem einen Infotisch an. Dieser wurde
von Roland Starch, dem linkslinken Zivi-Beauftragten des Bezirks betreut.
Dort konnte mensch Auskünfte über den Zivildienst erhalten, Bücher und
T-Shirts kaufen, jede Menge Gratis-Sticker mitgehen lassen usw. Der
Reinerlös ging an die Wehrdienstverweigerung/Zivildienstberatung,
Schottengasse 3a, 1010 Wien. Das Festl war ein voller Erfolg, das KlimBim
war voll wie nie und die beiden Live-Bands (Never-Green und Miscellanea)
boten eine grandiose, energiegeladene Performance. Das Publikum war
begeistert. Eine dem Fest vorangegangene, beispiellose Schmierkampagne,
durch die Zivildiener kollektiv als Tunten¹ diffamiert an den
gesellschaftlichen Rand gedrängt werden sollten, war also gescheitert.
Was bringt die Zukunft? Im Moment steckt die Band mitten in den
Vorbereitungen zu den Aufnahmen für die neue CD. Noch im Dezember wollen
sich die vier ins Studio begeben (aber diesmal wirklich g`scheit!). Na,
und wenn alles klappt, ist die CD bereits Anfang 2001 erhältlich!
¹ Um jetzt etwaige Mißverständnisse auszuräumen: was die Zivis an dieser
Schmieraktion störte, war nicht der Versuch, ihre angebliche sexuelle
Neigung herabzuwürdigen, vielmehr empfanden sie diese als Tatsachen
verkauften Vermutungen über ihr Intimleben als Eingriff in die
Privatsphäre (ob sich da wieder jemand mit dem EKIS-Computer gespielt
hat?).
das brachte die zukunft:
miscellanea hat eine cd aufgenommen: sachzwänge und andere kindereien.
und mittlerweile den letzten auftritt hinter sich gebracht. am 21. april 2001 war das abschiedskonzert im bisamberger cafe kino. loony brain war support an diesem abend.
ja, traurig aber wahr. die band hat sich getrennt.
aber vielleicht machen es die vier musiker, so wie andere österreichische bands es auch schon praktizieren - und spielen jedes jahr ein allerletztes konzert.
andere bands spielen bereits "covers einer grossen band, die es nicht mehr gibt" (so
kündigte muus am 18. mai 2001 mit der toegang im outback in wolkersdorf das
kibara-lied an) - die musik von miscellanea lebt weiter!
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